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von 14. Januar 2021

Handyfotos – Tipps für bessere Fotos mit dem Smartphone I


Einführung, Ausschnitt, Bildmittelpunkt & Bildaufbau

In einem Handy steckt heutzutage das Können einer Spiegelreflexkamera und die Elektronik welche jeden Schachweltmeister arbeitslos werden lässt. In meinem letzten Bildband über Chile habe ich sogar Handyfotos in die Auflage geschmuggelt und keiner hat es bemerkt. Die Qualität ist mittlerweile echt beachtlich. Auf den kleinen brillanten Bildschirmen der Handys wirken unsere Fotos zudem besonders gut. Zieht man die Fotos allerdings auf einen großen Bildschirm, lässt die Freude über sein unerwartetes Fototalent manchmal abrupt nach. Plötzlich fehlen die Farben, der Kontrast ist lau und das Bild wirkt oft etwas langweilig.

Dem kann abgeholfen werden. Schauen wir doch mal was wir alles aus einer Handykamera herausholen können. Einiges hängt zwar von der Technik und damit auch dem Preis der Kamera ab, der wichtigste Aspekt ist und bleibt aber der Fotograf. Das bist Du.

Franz Schubert

Ich bekam mit 7 Jahren eine Polaroidkamera geschenkt. Die Sofortbilder waren extrem teuer, die 4 Blitze in einem Aufsteckwürfel kosteten noch extra. Meine Eltern bereuen bis heute das Geschenk. Aber es war der Grundstein einer bis heute andauernden und sehr intensiven Leidenschaft.


Einführung

Meist sind wir beim Fotografieren zu sehr damit beschäftigt die Einstellungen und Möglichkeiten der Software zu verstehen, nur um die Handykamera überhaupt auslösen zu können. Bildaufbau und Ausschnitt, die wichtigsten Grundkenntnisse der Fotografie, kommen dabei meist zu kurz. Dann lasst uns genau damit beginnen und Ihr werdet sehen, dass innerhalb kürzester Zeit lauwarme Fotos zu echten Granaten werden können.

Ausschnitt

Beim Ausschnitt handelt es sich darum, wieviel ich von dem tatsächlich gesehenen auf mein Foto abbilden möchte. Den ganzen Wald oder nur ein paar Bäume, alle Wanderer oder nur der/die hübsche Blonde, die verschneiten Berge im Hintergrund kommen auf das Bild oder schneide ich die Gipfel oben doch ab?

Handyfotos
Ausschnitt

Wichtig ist es vorerst mal festzulegen in welchem Format wir die Fotos überhaupt aufnehmen wollen. Das horizontale Handydisplay weist meist eine Breite von 16 zu einer Höhe von 9 auf. Traditionelle Fotos haben jedoch meist ein Format von 3:4 und Fernseher eher 2:3. Zeigen wir unsere Handyfotos auf dem Fernsehgerät wird die Breite zwar richtig dargestellt, nach oben und unten bleibt es allerdings schwarz wie bei einem Cinemascopefilm. Man kann die Fotos auch auf dem Handy später zurechtschneiden, noch einfacher am Computer und den jeweiligen gewünschten Ausspielformaten anpassen. Meist sind wir aber zu faul und lassen das Foto wie wir es bei der Aufnahme eingestellt haben. Es lohnt sich also sich kurz Gedanken zu machen, wofür ich die Fotos später verwenden möchte.

oft ist weniger mehr

Die letzte Generation an Handys haben alle mehrere Objektive. Besonders die Weitwinkeleinstellung ist fantastisch und von hoher Qualität. Die Telefunktion hinkt jedoch noch weit hinterher, hier sind zurzeit noch die größeren und damit schwereren Linsengruppen unübertroffen. Diese können aber aus Gewichtsgründen noch nicht verbaut werden. Weitwinkelaufnahmen von Landschaften wirken gerade auf dem Handydisplay fantastisch. Bei Personen sollte man damit vorsichtiger umgehen, da es bei dieser Funktion oft zu Verzerrungen kommt. Typisch dafür sind Mondgesichter oder eine verkrümmte Körperhaltung welche an den Glöckner von Notre-Dame erinnern. Ein paar Weitwinkelaufnahmen in einer Fotoserie sind auf alle Fälle überzeugend. Verwendet man sie aber zu häufig kommt es zum Zebraeffekt, die schauen alle gleich aus.

Übungen

Mach einen kleinen Spaziergang vor die Haustüre. Suche Dir eine Stelle welche Dir etwas bedeutet und fotografiere sie mit Deinem Handy. Ist es ein Kraftplatz, steht die Sonne hier nachmittags besonders schön, oder gefällt Dir ein Haus besonders gut? Versuche Dein Bauchgefühl in ein Bild zu verwandeln. Ändere den Blickwinkel, gehe näher an das Zentrum, reize das Zoom aus, geh in die Hocke, verändere Deine Position und vor allem mache viele Fotos. Stört Dich später etwas am Foto dann schneide es mit dem Tool unter Bearbeitung zurecht. Das Original wir dabei normalerweise nicht verändert und bleibt im Speicher. Schau Dir die Fotos immer wieder an, wähle die schönsten Drei ohne nachzudenken und leg sie in einen „Best of“ Ordner.

Himmel

Dem Himmel geht es wie mir oder anderen braven Ehemännern. Wir sind ohnehin immer für unsere Götterfrauen da und deswegen wenig interessant. Gestalten wir uns aber zornig, weinen oder lassen es mit Blitzen krachen werden die Augen groß. Dann sind wir die Helden am Foto. Genauso gestalten wir unsere Bilder. Schöner blauer Himmel lässt uns gähnen, nehmt da mal mehr Vordergrund. Ein gewaltiges Wolkenpanorama aber mit dramatischen Grautönen und ein paar einsamen Sonnenstrahlen welche sich durch den Dunst drängen stehen für sich und benötigen nur wenig Vordergrund. Handykameras verzeihen meist den starken Kontrast von Himmel und Erde und gleichen die Belichtung recht gut aus. Trotzdem kommt es häufig vor, dass entweder der Vordergrund unterbelichtet (dunkel) oder der Himmel überbelichtet (hell) ist.

Dramatik am Himmel

Übungen

Macht ein paar Fotos mit mehr oder weniger Himmel, das erhöht die Chance ein gutes dabei zu haben. Schieße eine Serie von Fotos von oben nach unten und betrachte diese später dann Foto für Foto. Was ist mit der Belichtung passiert? Fortgeschrittene stellen die Belichtung über den Schieberegler ein. Versuch das mal.

Bildmittelpunkt

Der Bildmittelpunkt ist ein Frechdachs, eigentlich gehört der in den Bildaufbau aber irgendwie drängt sich der jetzt hier in das Kapitel über den Ausschnitt rein. Der Ausschnitt passt sich nämlich ein wenig dem aussagekräftiges Teil des Bildes an. Bleiben wir beim Beispiel eines Frechdachses, wie mein kleiner Sohn, Nr. 2.  Nehmt mal ein Handyfoto zu Hand, eigentlich blickt man zuerst in die Mitte des Bildes. Guckt Euch da jetzt Sohn Nr. 2 entgegen passiert das was Ihr erwartet habt. Ist ja nicht besonders aufregend. Stelle ich den Frechdachs nach links oder nach rechts guckt Ihr blöd aus der Wäsche, da der Höhepunkt nicht mehr mittig ist. Das ist aufregend und wirkt auch so. Setzt also nicht den wichtigsten Punkt in die Mitte. Noch ein kleiner Tipp. Sohn Nr. 2 kann Euch direkt ansehen, er kann aber auch auf die Seite sehen. Lasst ihn aber besser nicht aus dem Foto raussehen, sondern reinschauen. Ihr folgt dann dem Blick vom Frechdachs und geht auf die Suche was er gerade entdeckt hat. Ab und an kann er auch mit dem Finger in den Raum zeigen, das wirkt spannend darf aber nicht zu oft verwendet werden.

Übungen

Egal wem Du zur Hand hast, der muss jetzt ran. Stell Dir vor er/sie und wenn es sein muss auch Dein Hunderl ist ein Fernsehsprecher, ein Star. Er ist in der Glotze, der Mittelpunkt und schaut heraus. Mach Fotos von ihm, mal ist er auf der linken Bildseite und schaut nach links, am nächsten Foto guckt er nach rechts. Dann setze ihn in die Mitte des Geschehens. Geh weiter weg, mach den Hintergrund unscharf (Live Modus), verwende das Zoom und mach viele Fotos. Anschließen überprüfst Du die wieder und legst die Besten in den Best of Ordner. Mach Dir Gedanken warum Dir diese am besten gefallen haben und gib dem Hunderl zur Belohnung ein Schweinsohr.

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