
Feuerland: Reisetipps und Wanderungen rund um Ushuaia
Es war nicht schwierig meine Familie zu überzeugen, dass ausgerechnet Feuerland unsere nächstes Reiseziel wird. Ich brauchte dazu nur ein einziges Stichwort und schon rückten die Malediven, die schönsten brasilianischen Strände und selbst die Karibik in der Beliebheitsskala des Familienrates weit nach hinten. Ein Wort das zum Synonym der Niedlichkeit avancierte, ein Tier das sich in die Herzen der meisten Menschen eingekuschelt hat– das Zauberwort war PINGUIN.
Nun leben diese bekanntlich weit verstreut in der südlichen Hemisphäre aber Feuerland bietet zudem eine Vielzahl an tollen Wanderungen und lockt mit dem einzigartigen Versprechen am Ende der Welt zu sein. Nix wie hin.
Punta Arenas
Von Chile ausgehend flogen wir Punta Arenas an und gönnten uns mal diese rauhe Stadt bei Sonnenschein. Schon die Landung kann eine Erfahrung sein. Vor Jahren war einmal der Wind so stark, dass jeder Fluggast vom Personal links und rechts gestützt vom Flugzeug über die Landebahn zum Terminal begleitet wurde. Zur Zeit werden immer wieder Pumas auf dem Rollfeld gesichtet. Das wäre ja ein Ding, leider hatten wir damit kein Glück aber wir sollten noch mehr als genug an Tieren auf unserer Reise beobachten können.
Wir nisteten uns in dem kleinem Hostal Buena Estancia ein, etwas ausserhalb des Zentrums. Gleich in der Nähe ist mein Lieblingsrestaurant, das uns wieder mal nicht enttäuschte. Im La Cuisine wird die französische Küche mit der aus Patagonien raffiniert vereint. Leute, das ist echt ein Muss auch wenn es nicht gerade ein Schnäppchen ist.
Den nächsten Tag klapperten wir alle Sehenswürdigkeiten ab, die wir im Reise Know How fanden. Für die Kids super das Freilichtmuseum Nao Victoria mit einer Vielzahl an historischen Schiffen, perfekt nachgebaut.
Ein wenig morbid hingegen der Friedhof mit Grabinschriften von Leuten aus aller Welt. Irre das man dafür Eintritt zahlen muss. Von allen Ausflügen rund um Punta Arenas darf man einen nicht versäumen, die Bootstour auf die Isla Magdalena.
Isla Magdalena
Selbst wenn man auch die Königspinguine bei Porvenir oder sogar die Bootstour von Ushuaia aus unternehmen sollte, die Insel mit ihren tausenden Pinguinen lohnt sich echt. Sie liegt in der Magellanstrasse und diese ist bekannt für ihre starken Winde. So kommt es oft vor, dass die Boote nicht auslaufen können. Sollten sie es trotzdem wagen, kann das empfindlichen Leuten auf den Magen schlagen. Reisetabletten sollten auf alle Fälle in das Handgepäck. Je nach Tourangebot wird zuerst die Insel Marta besucht.
Hier brüllen Seelöwen um die Wette. Der Geruch der imposanten Tiere würzt die Luft schon von weitem. Auf Magdalena darf man nicht nur an Land gehen, sondern auch auf einer Rundwanderung hoch zum Leuchtturm. Unmittelbar neben dem Pfad glotzen neugierige Magellan – Pinguine aus ihren Erdhöhlen. Ungeniert kreuzen sie unsere Wege und füllen die Luft mit einem eselähnlichem Geschrei. Auf den Anhöhen turteln sie um die Wette und watscheln den Hang berghoch. Schon alleine die Anzahl der Tiere ist ein unglaubliches Erlebnis und die Nähe zu den Tieren lässt das Herz eines jeden Tierfreundes höher schlagen.
Wanderreise mit kleinen Gruppen auf Feuerland: Berggiganten Patagoniens
Feuerland – Fährfahrt nach Porvenir
Es gibt zwei reguläre Fähren nach Feuerland. Für die Hinfahrt wählen wir die mit etwa 2,5 h Fahrzeit längere Route, welche von Punta Arenas auf das gegenüberliegende Porvenir zusteuert. Bei Windstille gibt es nur eines – Augen auf. Delfine als auch Wale sind sehr häufig zu sehen. Am Besten mit dem Fernglas nach dem Blas Ausschau halten, dem explosionsartigem Ausatmen der Säuger. Porvenir selbst ist ein nettes, kleines Städtchen mit Unterkunft, Restaurants und Supermärkten. Nun sind es auf staubiger Piste gut 1,5 h bis nach Onaisin. Die Königspinguine sind hier weder zahlreich, noch kommt man nahe an sie ran, zudem ist der Eintritt auch nicht gerade ohne. Für uns ist es aber das erste mal diese recht grosse Pinguinart mit ihrem markanten gelben Gefieder zu sehen und dafür lohnt es sich im kalten Wind auszuharren. Die nächsten Unterkünfte befinden sich am Lago Blanco oder am Lago Deseado. Ein langer Ritt auf staubiger Strasse.
Lago Deseado
Am Lago Blanco gibt es eine Reihe an Unterkünften und Lodges. Der See ist bekannt für seinen Fischreichtum und Fischer zahlen gerne viel solange der Biss gut ist. Die Preise sind deshalb nicht immer gerechtfertigt. Wir entschieden uns gleich bis zum Lago Deseado zu fahren. Die Piste endet hier und setzt sich nur mehr für 4 x 4 Fahrzeuge machbar fort bis zum Lago Fagnano an der argentinischen Grenze. Lange wird es sicher nicht dauern, bis auch hier Lodges errichtet werden. Mit örtlichem Führer unternahmen wir zwei kleinere Wanderungen, den Bibertrail und den Aufstieg zum Wasserfall Salto Deseado. Biberbauten sieht man an allen Ecken und Enden. Baumstämme liegen wie Mikadostäbe kreuz und quer übereinander und die Reste ragen wie angespitzte Bleistifte angenagt aus dem Boden. Biber sind hier eingeführt worden und stellen heute eine kaum kontrollierbare Plage dar. Nach drei Tagen Aufenthalt ging es an einem langen Tag weiter über den Paso Río Bellavista auf die argentinische Seite von Feuerland. Etwas mulmig dabei ist die Flussquerung an der Grenze. Das vor uns im sandigen Boden stecken gebliebene Fahrzeug trug da auch nicht viel zu unserer Beruhigung bei. Die Besitzer warteten jetzt schon den zweiten Tag auf einen Traktor der sie rausziehen sollte. Achtzig Kilometer entfernt an der Küste befindet sich der nächste grosse Ort Río Grande. Wir düsten aber in einem durch bis nach Ushuaia.
Ushuaia – Nationalpark Tierra del Fuego
Schon alleine das Wort weckt Sehnsucht U-S-H-U-A-I-A, am liebsten würden wir gleich wieder hin. Zugegeben, es ist schon sehr touristisch, Kreuzfahrtschiffe aus aller Welt liegen im Hafen und dementsprechend gut sind die Ausflugsziele und Restaurants besucht. Die Stadt hat aber, abgesehen von der tollen Lage und den guten Wandermöglichkeiten im nahe gelegenen Nationalpark Tierra del Fuego, auch viel zu bieten. Von den drei Museen darf das Presidio nicht versäumt werden. Es zeigt nicht nur die Geschichte des Gefängnisses sondern bietet auch faszinierende Ausstellung zur Seefahrt und zur Fauna der Insel. Im Verkaufsladen gibt es eine Vielzahl an Karten zu kaufen. Die nächsten Tage über wanderten wir zur bezaubernden Laguna Esmeralda, welche sich türkis gekleidet am Fusse des Cerro Bonetes versteckt. Eine weitere Tour führt direkt von der Stadt ausgehend hoch zum Gletscher Martial mit super Blick auf den Beagle Kanal und Ushuaia. Unser letzte Wanderung im Nationalpark Tierra del Fuego führt durch Lengawald zur Lapataiabucht. Vom Hafen Arias gibt es eine Verlängerung mit guter Möglichkeit die flugunfähigen Dampfschiffenten beobachten zu können. Es wartete aber noch der krönende Abschluss auf uns, schon alleine dafür hätte sich die Reise nach Feuerland gelohnt.
Isla Martillo
Auf dem Beagle Kanal entlang führt die Bootstour zum Leuchtturm „Faro Les Eclaireurs“, stoppt an der geschichtlich zwar jungen aber trotzdem interessanten Estancia Haberton und vor allem an der Isla Martillo. Das Eiland ist so etwas wie ein Mekka für Pinguinverrückte. Hier leben nicht nur Magellanpinguine und einige Königspinguine sondern eben auch Eselspinguine. Die Tour ist nicht günstig, das ganze ist natürlich touristisch stark vermarktet aber der Spot ist dufte und es überwiegen bei weitem die positiven Erinnerungen. Am nächsten Tag war es dann auch wieder schon so weit, es ging nach Hause. Eine lange Fahrt von etwa 12 Stunden brachte uns über Punta Delgada, mit einer kurzen Fährfahrt, wieder zurück nach Punta Arenas.