Naturpark Quizapu
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von 23. April 2021

Naturpark Quizapú


Spende eines Deutschen machte es möglich

Von Arne Dettmann

Neues Naturreservat in Chile – Región del Maule

Naturpark Quizapú – Zukünftig könnte dort die gefährdete südamerikanische Hirschgattung der Pudus ausgewildert werden: Ein deutscher Reiseunternehmer hat in der Región del Maule eine 2060 Hektar große Waldfläche der Fundación Trekking geschenkt.

Das Gebiet liegt auf der Höhe der Stadt Talca, südlich der Reserva Nacional Altos de Lircay, in der Nachbarschaft der beiden Vulkane Descabezado Grande und Quizapú. Und es handelt es sich praktisch um unberührte Natur. «Man kommt nur auf zugewucherten Fußwegen in fünf bis sieben Stunden in dieses Gebiet», erklärt Franz Schubert, Vorsitzender der Fundación Trekking, die sich für nachhaltigen, ökologischen Wandersport einsetzt. Doch in diesem besonderen Fall sollten möglichst nur Vierbeiner ihre Hufen auf den Waldboden setzen. Schubert: «Wir wollen keinen Tourismus.»

Der 55-Jährige kam 1989 aus Österreich nach Chile und baute hier gemeinsam mit seiner Frau Kathrein Splett als Reiseleiter sowie Wanderführer das eigene Unternehmen auf. 1997 folgte die Gründung der Stiftung. Als ihm im vergangenen Jahr das besagte Terrain nördlich der Passstraße Pehuenche zum Kauf angeboten wird, kontaktiert Franz Schubert seinen Freund Daniel Kraus. Der Geschäftsführer der deutschen Agentur Wikinger Reisen mit Sitz in Hagen zögert nicht lange: Über die gemeinnützige Georg-Kraus-Stiftung, in die ein Fünftel des Gewinns des Reiseveranstalters fließt, wird das Grundstück für 150.000 Euro erworben und schließlich der Fundación Trekking überstellt.

«Die Reisebranche hat durchaus Interesse an Nachhaltigkeit», begründet Daniel Kraus sein Engagement. Der 55-Jährige sei für Wikinger Reisen bestimmt schon 20-mal in Lateinamerika gewesen, in Chile erklomm er 2004 den landesweit höchsten Vulkan Ojos del Salado. Das Land hat er dabei offenbar liebgewonnen – und will es im ursprünglichen Zustand bewahren. «Ein wesentlicher Grund für den Kauf ist der Schutz des Naturwaldes», erläutert Daniel Kraus. Laut Aussagen Franz Schuberts handelt es sich insgesamt um 400 Hektar Urwald, 600 Hektar Buschgebiet und 1000 Hektar bergiges Gelände.

Das weit abgeschiedene, nur schwer zugängliche Terrain würde sich besonders für die Auswilderung des bedrohten Andenhirsches eignen. Die kleinsten Hirsche der Welt – kaum größer als Hasen –gelten als sehr schreckhaft; Jungtiere sollten möglichst keinen Kontakt zu Menschen haben. Zu einem Pudu-Züchter in Temuco habe er bereits Kontakt, um die Gründung eines neuen Reproduktionszentrums zu erörtern. Auch mit dem chilenischen Landwirtschaftsministerium ist Franz Schubert im Gespräch. Dort könnte man sich die Gründung eines Santuario de la Naturaleza vorstellen. Derzeit gibt es in Chile 61 solcher staatlichen Gebiete, deren Ziel Naturschutz und wissenschaftliche Studien sind.