Alternative Text
von 13. Januar 2020

Acotango – ein aussichtsreicher 6000er zwischen Chile und Bolivien


Der Acotango ist einer der am besten erreichbaren 6000er in Bolivien, bzw. wohl sogar im gesamten Andenraum. Von La Paz kann man in knapp 4 Stunden bis Lagunas oder etwas weiter nach Sajama fahren, dort jeweils übernachten und am nächsten Tag innerhalb einer guten Stunden am Ausgangspunkt sein. Diese befindet sich dank einer neuen Minenstraße mittlerweile auf 5300m sodass der Berg an einem Tag bequem bestiegen werden kann. Ca. 800 Höhenmeter durch vulkanische Sande und zum Großteil über den Aussichtsreichen Gratrücken sind gut machbar, man kann sogar noch am selben Tag nach La Paz zurück fahren. Ein zusätzliches Highlight das wir nun einbauen werden ist eine Abfahrt per Mountainbike nach der Besteigung. Vom Ende des Minenweges auf 5500m können wir aufs Altiplano durchstarten, wobei wir atemberaubende Vulkanlandschaften durchfahren.

Gipfel Acotango

Früher war die Besteigung des Acotango deutlich aufwändiger, wir kamen nur bis 4900m hinauf und auch das klappte nicht immer, Schaufel und Holzlatten waren kein Luxus. Eine Zeltnacht wurde notwendig. So hat der Berg auch erst in den letzten 3 Jahren deutlich an Popularität gewonnen und sich als “leichter” 6000er etabliert. Trotzdem hält sich der Andrang immer noch in sehr erträglichen Grenzen, meistens ist man alleine am Berg. Weiterhin zieht es die meisten la Paz Besucher zum näheren und viel stärker beworbenen Huayna Potosi. wenn sie einen 6000er versuchen möchten. Noch deutlich einsamer als der Acotango sind seine Nachbarn Umurata und Capurata. Der Capurata selbst ist ebenfalls ein 6000er auch wenn seine Höhe auf den meisten Karten mit 5990m angeben wird. Ich habe mir aber mal die Mühe gemacht das nach zu messen und kann auf satte 6043m. Leider ist dieser Berg schwer erreichbar von der bolivianischen Seite aus und wird wenn überhaupt mal von Chile aus bestiegen. Der Umurata erreicht knapp 5800m und bietet ebenfalls tolle Aussichten.

Zusammen bilden sie die Drillinge und einen Blickfang von der Fahrstrasse zwischen Chile und Bolivien, vor allem aber von der Laguna Chungara aus. Die Region ist für ihre kräftigen Winde bekannt, die vom Pazifik heraufkommen und manchmal eine Besteigung unmöglich machen können. Allerdings ist es Morgens meistens ruhiger und nicht alle Tage im Jahr hat es viel Wind.

Schnee am Acotango

Talort: Lagunas (4400m); eine einfache Unterkunft ist vorhanden oder Tambo Quemado die Grenzstation zu Chile, hier gibt es ebenfalls einfache Unterkünfte und einige Restaurantes, sowie Läden

Der Ort Sajama bietet eine bessere Unterkunft, aber er liegt nicht direkt am Weg und kann nur über 20 Km Schotterweg erreicht werden. Zudem müssten nur für die Übernachtung die ziemlich übertriebenen 100 Bolivianos Parkeintritt entrichtet werden.

Ausgangspunkt: Seitental auf ca. 5300m Höhe, man kann auch noch etwas weiter hoch fahren.

Höhenunterschied: ca. 800 Hm in Aufstieg und Abstieg

Gehzeiten: ca. 4-5 Stunden Aufstieg und 2 Stunden Abstieg

Schwierigkeit: sicheres Steigeisengehen und gute Trittsicherheit sind notwendig, keine Schwierigkeiten im Fels und leichtes Eis wo Pickel und Trekkingstöcke ausreichen, keine Spaltengefahr, steiles Geröll

Beste Zeit: Der Berg kann das ganze Jahr über bestiegen werden. Ideal sind die Monate September bis November mit relativ wenig Wind und nicht so kalten Nächten. Von Mai bis August ist das Klima am stabilsten, aber die Nächte sind auch am kältesten und es hat öfters viel Wind. Dezember bis März sind am unbeständigsten aber trotzdem herrschen auch in diesen Monaten meistens brauchbare Besteigungsbedingungen.

Anfahrt: Von La Paz zuerst Richtung Oruro auf der Autobahn. Bei Patacamay verlassen wir die Autobahn und biegen direkt vor dem Ort rechts auf die Straße nach Arica ab.

Ca. 15 Km vor der Grenzstation befindet sich Lagunas auf der linken Seite. Von hier fahren wir am nächsten Tag weiter Richtung Tambo Quemado, biegen aber direkt vor der Tankstelle links auf einem Schotterweg ein. Dem folgen wir einige Kilometer bevor wir Rechts in eine unscheinbare Einfahrt fahren und auf sandigen Spuren dem Berg entgegen. 3 mal müssen wir dabei Zäune öffnen um weiterfahren zu können. Die Einfahrt befindet sich noch deutlich vor dem Ort Chachacomani, er ist aber von dort sichtbar. Nun folgen wir dem Weg durch eine sandige Ebene und später Serpentinen zu den Minen. Bei einer Abzweigung halten wir uns recht und am Schluss fahren wir in das breite Tal zwischen Acotango und Umurata hinein. Dann wieder über Serpentinen hinauf bis wir links ein breites Tal vor uns sehen. Hier kann man parken und hier starten wir auch die Tour.

Cerro Acotango

Die Route:

In der Mitte des Tales befinden sich einige größere Felsbrocken, diese umgehen wir am besten links. Schnell finden wir brauchbare Pfadspuren vor die aber immer mal wieder unterbrochen werden. Ganz am Anfang ist der Anstieg kurze Zeit etwas steil, danach folgen wir einfach dem eher flachen Tal geradeaus und können dabei an beliebiger Stelle aufsteigen. Am Talende halten wir und an die Rechte Seite des Tales, wo der Zustieg auf den sich direkt vor uns erstreckenden Grat am wenigsten Steil ist. Trotzdem erwartet uns hier die mühsamste Stelle des Aufstieges (vom Gipfelhang mal abgesehen). In Serpentinen und mit einer guten Routenwahl kann man aber den Rythmus gut beibehalten und kommt recht gut hinauf. Spuren gibt es hier praktisch keine wir müssen uns den Weg selber suchen. Kurz vor der Grathöhe legt sich der Hang etwas zurück und der Aufstieg wird damit weniger mühsam. Wir müssen nun dem fast Hufeisen förmigen Grat nach Links folgen. Der Gipfel ist noch nicht so nah, zuerst stellt sich uns ein felsiger Grathöcker in den Weg, der am besten von Links umgangen wird. Hier finden sich normalerweise brauchbare Wegspuren denen wir folgen. Manchmal ist die Grat aber hier oben schon verschneit, dann kann es sein das Spuren getreten werden müssen. Dabei brauchen wir nicht zu hoch Richtung Gratkante anzusteigen, da wir diese Höhenmeter wieder verlieren würden. Am Ende der Querung steigen wir leicht ab in eine Mulde. Von hier haben wir mit wenigen Metern Gegenanstieg den nun breiten Grat schnell wieder erreicht. Meistens können wir ab hier die Steigeisen anlegen und relativ bequem über breite Firnfelder aufsteigen, deren Steilheit mehr als erträglich ist. Nun sehen wir auch den mächtigen Gipfelaufbau vor uns den wir in 3, nun wieder etwas steiler werdenden Kuppen ersteigen. Die letzten ca. 100 Höhenmeter sind nochmal recht mühsam, aber auch extrem aussichtsreich. Wir gehen in Serpentinen das immer noch weitgehend harmlose Gipfeleisfeld hoch. Nur bei starkem Wind ist hier an dieser leicht ausgesetzten Stelle Vorsicht geboten. Am Gipfel findet sich ein Koffer der Banco de Chile mit Medikamenten und sogar einem Gipfelbuch. Die Aussicht ist gigantisch, vor allem der Blick über den Grat zu den Zwillingen Parinacota und Pomerape sucht seinesgleichen. Unter ihnen glänzt die Laguna Chungara im Lauca Nationalpark in strahlendem Blau. Direkt neben uns erheben sich Capurata und der aktive Vulkan Guallatire. Er übertrifft ebenfalls die 6000m Marke und wird fast immer von einer kräftigen Rauchfahne gekrönt, die wir aus sicherer Entfernung beobachten können. Der höchste sichtbare Gipfel aber ist der Sajama mit 6542m, auch er erhebt sich in direkter Nähe von uns und imponiert mit seiner wuchtigen Gestalt. Beim Abstieg halten wir uns zunächst an die Aufstiegsroute und steigen den Grat hinab. Kurz bevor wir den markanten Felszacken umgehen müssen wenden wir uns diesmal direkt nach Rechts. Weitläufige aber steile Schuttflanken machen einen schnellen Abstieg möglich. Trittsicher sollte man hier aber sein, den die Dinger sind recht steil und der Schutt hat nicht die ideale Tiefe zum Abfahren. Trotzdem kommt man recht gut hinunter und kann dann noch einmal das Tal durchqueren bis zum Ausgangspunkt.

Zwillingsvulkane

Akklimatisation:

Um einen 6000er zu besteigen sollte man sich vorher mindestens 10 Tage, besser länger, in größeren Höhen aufhalten. Wer ins bolivianische Hochland fliegt landet fast unweigerlich erstmal in La Paz. Mit durchschnittlich 3600m Meereshöhe der höchste Regierungssitz der Welt. Mit dieser Übernachtungshöhe haben wir erstmal eine gute Grundlage, und können von der Stadt aus zahlreiche Tagestouren unternehmen.

Dabei bieten sich zahlreiche kleinere und mittlere 5000er an die von La Paz aus mit 1-2 Stunden Anfahrt erreichbar sind. Ideal sind die Berge am Cumbre Pass Richtung Coroico.

Hier ist man vom Zentrum in weniger als einer Stunde im Gebirge. Serranias Allminallis, Kinkillosa, Cerro Saturno usw. sind lohnende Ziele. Aber auch die Chacaltaya Region oder die fast nie besuchten Berg im Hampaturigebiet um Japa Japani oder Serkhe Khollo bieten fantastische Möglichkeiten.

Agenturen:

Mittlerweile bieten einige Agenturen den Acotango an.

Als erstes hatte Südamerikatours von Thomas Wilken den Berg im Programm, auch mit kompletter Akklimatisation.