Wandern und Trekking in der Atacama Wüste
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von 20. Mai 2018

Chile – Wandern und Trekking in der Atacama Wüste


Die Atacamawüste hat den Ruf der trockensten Wüste der Welt. Das mag schon sein, doch darf man den schmalen Streifen der echte Wüste nicht mit dem Andengebiet und deren Bergausläufern verwechseln. Dort kommt es nämlich sehr wohl öfters zu Niederschlägen. In der nördlichsten Region Chiles, Putre – Parinacota, sind die Vulkanriesen schließlich nicht umsonst mit Gletscher bedeckt. In den letzten 25 Jahren haben wir nicht nur die meisten Berg – Klassiker bestiegen, sondern sind in wirklich entlegene Gebiete vorgedrungen und durften traumhafte Natur kennenlernen. Eine Best of Liste wollen wir nicht anführen aber hier stellen wir Euch einige Touren vor die jede auf ihre Art einmalig sind.

Lago Chungara

Pitacane

Ausgangsort zahlreicher Bergtouren im hohen Norden ist das kleine Aymaradorf Putre. Putre ist auf Asphaltstraße über Arica zu erreichen. Die Zugangsstraße führt weiter zum Lago Chungara und dem Tambo Quemadapass nach Bolivien. Gleich nach der Grenzstelle erhebt sich Boliviens höchster Berg, der Cerro Sajama. Putre eignet sich mit seiner zwar nicht besonders großen aber immerhin vorhandenen Infrastruktur wie Unterkünfte und Restaurants zur langsamen Höhenanpassung. Der Ort selbst liegt auf 3500 m und schöne Wanderungen in unmittelbarer Umgebung führen uns in noch dünnere Luft. Die Rundwanderung Pitacane ist dabei wahrscheinlich die schönste Tour.

Der 16 km lange Rundweg führt bis auf den Cerro Pitacane, mit 3534 m höchster Punkt der Tour. Auf 16 km Strecke entlang tiefer Schluchten passieren wir auch die Felszeichnungen von Wilakahuranny. Besonders schön die Asublicke auf die verschneiten Berge der Nevados de Putre und den grünen Terassenfelder der Altiplanobauern.

Cerro Milagro

Ganz knapp über die 5000 m Grenze führt der Aufstieg auf den Cerro Milagro. Der Berg ist schon von Putre aus ganz klein zu erkennen. Vor Ort vermag man die intensiv, kitschigen Farben des Gesteins nicht zu glauben. In orangenen, roten, gelben und braunen tönen leuchtet der ganze vulkanische Bereich. Mit dem Allradfahrzeug lässt man sich am besten am Berg absetzen. Ein kurzer Anstieg bis zum Gipfel zeigt uns unglaubliche Landschaft mit Blick auf mehrere 6000 er. Nun fast nur bergab wandern wir zu den Thermen von Jurasi. In den einfachen heißen Quellen lässt es sich nach der Tour wunderbar entspannen. Wer Lust hat verlängert die Wanderung und steigt ab bis nach Putre. Vorsicht!!! Entlang des Bachlaufes kann das Gestein am Berghang hart gefroren sein und eisige stellen aufweisen.

 

Cerro Guallatiri

Südlich der grossen Zwillingsvulkane Parinacota und Pomerape erhebt sich ein weiterer eisgepanzerter 6000er, der Cerro Guallatiri. Etwa 30 m unter seinem 6063 m hohen Gipfel befindet sich der Vulkankrater. Es zischt und raucht aus dem Schlot, beißende Dämpfe stechen in der Nase und der Gipfel selbst wird je nach Windrichtung oft nicht erreicht. Der Blick auf das Quimsachata Gebirge und dem azurblauen Lago Chungara zählt zum Besten Nordchiles.
Die Aufstiegszeit beträgt etwa 4-5 Stunden, ausreichende Höhenanpassung vorausgesetzt.

Patache

Südlich von Iquique stürzt sich die Küstenkordillere steil in den Pazifik. Es bleibt ein schmaler, flacher Saum zwischen den Bergen und der Küste, kaum Platz für Infrastruktur. 70 km vom Zentrum entfernt erstreckt sich eine kleine Halbinsel Patache ins Meer. Kaum beachtet birgt sie eine Vielfalt an Fauna – Seelöwen, Pinguine, Tölpel verschiedenste Kormorane und andere Vogelarten können leicht an einer kurzen Wanderung beobachtet werden.

Schwefelmonster Irruputuncu

Wesentlich einfacher aber nicht minder beeindruckend ist der Aufstieg auf den 5165 m hohen Vulkan Irruputuncu an der bolivianischen Grenze. Die Anfahrt kann nur mit privatem Transportmittel durchgeführt werden oder man bucht einfach eine Tour. Das geniale an diesem Trekking – Fünftausender ist der Vulkankrater. Tonnenweise liegt hier kitschig gelber Schwefel herum, überall raucht es und ätzende Dämpfe brennen in der Nase.

San Pedro de Atacama

Für uns Touristen stellt der kleine Ort San Pedro de Atacama das Herz der Wüste dar. Das liegt aber mehr an den touristischen Angeboten welche sich hier ständig neu erfinden. Die Klassiker sind nach wie vor das geothermische Feld von El Tatio, das Mondtal und das Todestal, die Andenlagunen von Miscanti und Meninques und die Salzpfanne mit dem Flamingosee Chaxa. In den letzten Jahren ist noch das Sandboarding, astronomische Touren und der Ausflug zur Salzlagune Cejia stark in Mode gekommen. Die Dichte an Hostels, Hotels, Tourenveranstalter und Restaurants hat bereits die Grenze des vertretbaren überschritten. Die Nachfrage ist aber weiter am Wachsen und wird kaum geregelt. Das will nicht heißen hier keine tollen Touren unternehmen zu können, ganz im Gegenteil. Die Wanderung durch das San Pedro Tal und retour über die Sanddüne von Corniza zählt sicher zu den landschaftlich lohnendsten Trails. Wer gerne mal einen Fünftausender besteigen möchte, jedoch keine großen Erfahrungen mit sich bringt wird ebenfalls fündig. Wo kann man sonst an einem einzigen Tag die gewaltige Höhe von 5604 m erreichen wie am Cerro Toco?

Corniza Trail

Der Corniza Trail gilt als die schönste Wanderung von San Pedro ausgehend. Er führt uns anfangs das Tal des Rio San Pedro an den Ruinen von Pukara de Quitor vorbei. In der Nähe der Salzschlucht „Garganta del Diablo“, führt westlich eine Piste bis zum Tunnel hoch. Auf der anderen Seite setzt sich die Wanderung als Pfad fort. Ab nun sind die Ausblicke spektakulär. Immer ab oberen Rand der Schlucht entlang steigen wir über eine riesige Sanddüne ab in die Todesschlucht. Von hier läuft man entweder weiter bis nach San Pedro oder vereinbart einen Transfer.

Cerro Toco

Gut akklimatisiert bietet der Cerro Toco Trekkern die Möglichkeit satte 5604 m zu erreichen. Bei Schnee oder Schneeresten kann der ausgetretene Pfad schwierig sein, ansonsten ist es ein toller Trekkinggipfel. Mit dem Fahrzeug erreichen wir dabei schon die 5000 m Grenze. Wer mit dem Mietfahrzeug unterwegs ist sollte sich gut über die Anfahrt und dem Zustand des Weges informieren. Alternativ bucht man einfach eine Tour in San Pedro ein.

Ojos del Salado

Nicht nur eine große sondern gleich die größte Herausforderung finden ernsthafte Bergsteiger am Ojos del Salado. Mit 6885 m stellt er zudem den höchsten Vulkan der Erde dar. Trotzdem wird er eher selten bestiegen. Das liegt aber mehr an der fehlenden Infrastruktur welche die Besteigung einer enormen logistischen Leistung abverlangt. Die Anfahrt muss mit Allradfahrzeugen durchgeführt werden und das gesamte Wasser mitgenommen werden. In Chile kann man zudem nicht so einfach wie in Peru oder Bolivien Träger anheuern. Die Atacama ist auch kaum bewohnt, man ist weitgehend auf sich alleine gestellt, was für Ernstfälle unbedingt bedacht werden muss.