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von 14. März 2020

Paso Pichachén


Wanderungen zwischen Bio Bio und Neuquen

Vom Paso Pichachen habt Ihr noch nichts gehört? Verzweifelt nicht, selbst wirklichen Kennern Chiles ist das Gebiet zwischen Los Angeles und Chos Malal auf argentinischer Seite bisher meist nicht bekannt. Wir machten uns zum zweiten Mal auf den Weg auf der Suche  nach lohnenden Wanderungen entlang des Andenpasses. Pick up´s oder noch besser ein Allradfahrzeug sind Voraussetzung, der überwiegende Teil der Strecke ist nur auf Pisten zu bewältigen.

let´s go

Bio Bio

Los Angeles selbst ist, wie die meisten Städte Chiles, nett aber auch nicht mehr, ein Besuch lohnt sich nicht wirklich. Auf der Strasse Richtung Antuco wird es zunehmend schöner und schöner. Die Landschaft ändert sich mit jedem Kilometer. Die Eukalypten und Kiefern weichen allmählich und chilenische, einheimische Pflanzen bedecken die Beghänge. Im Ort Antuco füllen wir sicherheitshalber den Tank. Hier und im weiter oben liegenden Abanico gibt es auch einige Unterkünfte und Campingplätze. Diese bieten sich an, um den nahe liegenden Nationalpark Laguna del Laja zu erkunden.

Nationalpark Laguna del Laja?

Am Sendero las Chilcas entspringen mehrere Wasserfälle aus dem porösen Lavagestein, die Vegetation ändert sich hier schlagartig, selbst die Felsen sind mit Lianen bewachsen. Auf schön angelegten Holzstegen und Treppen wandern wir entlang des Quellgebietes des Rio de la Laja und viele Hinweisschilder erklären die Vielfalt der Natur.

Die Wanderung Los Zorros ist etwas anspruchsvoller und wegen seiner Ausblicke auch eine der schönsten im Park. Der Aufstieg auf rutschigen Lavagestein ist zwar steil aber auch schnell zu bewältigen. Der schönste Abschnitt beginnt inmitten des märchenhaften Coiguewaldes mit Blick auf die vergletscherte Sierra Velluda.

Der Höhepunkt ist jedoch Vulkan Antuco, dieser perfekte Kegel wurde bereits 1829 vom deutschen Naturforscher Poeppig erklommen. Die beste Route auf den 2970 m hohen Gipfel führt über seinen südlichen Gletscher. Hier stellen wir jedoch die Route vom Norden vor, ausgehend vom leichter zu erreichenden Skigebiet am Fuße des Berges. 

Grenzübertritt

Die Piste macht nun eine Runde um den Vulkan, immer entlang der riesigen Laguna del Laja. Kurz vor der Militärkaserne erkennt man die Allradspur hoch zur Südroute auf den Vulkan, welche schneller und leichter zum Gipfel führt. Gleich danach befindet sich die nördlichste Araukarie im Land und bietet ein starkes Foto mit der vergletscherten Sierra Velluda im Hintergrund. An der Kaserne vorbei erreichen wir bald die Grenzstation des Passes Pichachén. Frische Lebensmittel dürfen weder aus- noch eingeführt werden. Die Piste steigt nun steil an zum eigentlichen Pass mit einem letzten Blick auf die nur schwer zu besteigende Sierra Velluda mit ihren steilen, vergletscherten Flanken.

Wir sind in Argentinien, die Piste führt uns abwärts und wiederum gilt es Grenzformalitäten zu erledigen. Diese sichern Arbeitsstellen und sollten deswegen auch gar nicht erst groß hinterfragt werden.

Neuquen

Wir befinden uns nun in Patagonien, wusstet Ihr nicht? Ist aber so. Neuquen ist ein Bundesland in Nordpatagonien, welches sich sogar noch weiter in den Norden erstreckt. Schon nach wenigen Kilometern wird uns dies bewusst. Die für uns so typische Landschaft Patagoniens mit den Gauchos im Sattel und ihren Herden, dem stetigen Wing, den einsamen von Pappeln geschützten Haciendas und den staubigen Pisten, erwartet Dich auf dieser Seite der Anden.

Die Hauptstrecke führt direkt nach Chos Malal. Die Naturschönheiten liegen jedoch nördlich dvon bei Andacollo und können auf einer Piste direkt erreicht werden. In drei Orten gibt es Unterkünfte und Infrastruktur. In Andacollo selbst, der kleinen Schwester Huinganco und in Las Ovejas am Eingang zum Naturreservat Epu Lauquen.

Wanderungen

Lagunas de Epu Lauqen

Der Star ist das Naturschutzgebiet Epu Lauquen ( Epulafquen). Bis Las Ovejas führt eine Asphaltstrasse, kurz davor zweigt die Piste ab zum Schutzgebiet. Es wird zunehmend grüner, die Vegetation immer vielfältiger. Am Parkeingang befindet sich eine Polizeistation, kurz danach die Station der Parkwächter. Dem Ufer entlang reihen sich Campingstellen und im Sommer gibt es sogar einen kleinen Minimarkt und einen Verleih für Kayaks. Von hier startet die Tagestour hoch zum Wasserfall und dem Lago Negro, wunderschön eingebettet in dichte Wälder.

Laguna Vaca Lafquen

Von der Polizeistation zweigt links eine Piste ab, diese führt vorbei an einem kleinen Bauernhof zum Ufer des Vaca Lafquen Sees. Dabei sind einige Wasserfurten zu bewältigen und man fühlt sich mit einem Allradfahrzeug schon wohler. Entlang der Südseite des Sees führt eine Allradpiste weiter zur Westseite. Das ist aber auch schon eine tolle Wanderstrecke und für die ganze Familie geeignet. Von der Westseite aus führt eine Route hoch zum Grenzgebirge mit Chile. Der Blick ist dort atemberaubend schön, man befindet sich im Quellgebiet des Rio Ñuble. Aufstieg ein wenig.

Laguna Huinganco

Eine größere Herausforderung ist der Aufstieg auf den Cerro Corona. Von Huinganco aus ist der Berg leicht als solcher zu erkennen. Wie eine Krone ragt er aus dem umliegenden Gebirge. Mit dem Allrad erreichen wir den Parkplatz. Die erste Stunde steigen wir noch auf einer schmalen Piste durch Kiefernwald. Dann führt ein schmaler Pfad steil zu einem Gatter. Nun sind die Hänge nur noch mit Büschen und Sträuchern bedeckt und von Wildblumen verziert. Die tiefblaue Laguna Huinganco ist für die meisten Wanderer ausreichend als Tagesziel. Nur wenige steigen weiter hoch bis zum Gipfel. An der Laguna befinden sich mehrere Plätze, um den Cerro Corona auf einer zweitägigen Tour zu besteigen.

Cerro Domuyo – höchster Berg Patagoniens

Ein ganz anderes Kaliber ist der Cerro Domuyo. Immer wieder zeigte er sich die letzten Tage auf unseren Touren. Als riesiger Klotz überragt er ganz Nordpatagonien und wird deswegen auch gerne als „Dach von Patagonien“ bezeichnet. Die mehrtätige Besteigung selbst ist logistisch schon eine kleine Expedition. Das brüchige Vulkangestein verursacht an den steilen Hängen auch immer wieder Steinschlag, ein Helm sollte bei der Tour nicht fehlen. Das besondere Gefühl auf dem höchsten Punkt Patagoniens zu stehen, lässt sich nicht leugnen und mit 4702 m hat man sich dieses auch ehrlich verdient.

Dach Patagoniens

Abenteuerstrasse Ruta 40

Über Chos Malal erreicht man die Abenteuerstrasse Ruta 40, welche auf über 5000 km entlang der argentinischen Andenkordillere führt. Richtung Norden warten rund um Malargüe weitere Naturschätze wie der Flamingosee Llancanelo oder das Vulkangebiet Payunia. Der Pehuenchepass führt von dort auf asphaltierter Strasse zurück nach Chile zur Stadt Talca. Im Süden wartet bei Copahue und Caviahue ein echter Hit. Araukarienwälder schmiegen sich an den aktiven Vulkan, heiße Quellen brodeln an seinen Hängen und eine Vielzahl an Wandermöglichkeiten erschliessen dieses Gebiet.