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von 14. Juli 2019

Alpenüberquerung


Zu Fuß von Deutschland über Österreich nach Italien

Auf der „To do“ Liste aller Wanderer steht die Alpenüberquerung an vorderster Stelle. Einmal im Leben über die Alpen wandern und aus eigener Kraft das größte Gebirge Europas überqueren ist einfacher als man glaubt. Sehr gut ausgebaute Wanderwege, geschichtsreiche Berghütten und einfache Versorgungsmöglichkeiten entlang der Strecke vereinfachen die Organisation. Egal welche Route man wählt, die Kilometer und die Höhenmeter sollte man dabei nicht unterschätzen. Auf die Plätze, fertig, los…..

Routen

Bei der Länge der Alpen ist es natürlich klar, dass es nicht nur eine Route gibt. Die beliebteste Tour führt von Oberstdorf bis nach Meran. Ein weiterer Traumpfad startet in München am Marienplatz und endet in Venedig am Markusplatz. Sogar vier Länder liegen an einer der Routen, die von Salzburg nach Triest führt – Österreich, Deutschland, Slowenien und Italien. In nur sieben Tagen schafft man hingegen die einfache Strecke vom Tegernsee bis Sterzing. Die große Herausforderung ist und bleibt allerdings der Alpen Adria Trail mit stolzen 750 km.

Unser erster Kontakt mit der Transalp begann 2017 mit der kurzen Variante vom Tegernsee bis nach Sterzing. 2019 starteten wir im schönen Chiemgau und wanderten 11 Tage über den Alpenhauptkamm bis zu den Drei Zinnen, toll gelegen inmitten der bizarren Bergwelt der Dolomiten.

Streckenführung Chiemsee- Drei Zinnen 154, 5 km, 11126 m Aufstieg

  1. Kampenwand –  Geigelstein – 14,7 km, 1395 m Aufstieg, 821 m Abstieg
  2. Geigelstein –  Wilder Kaiser – 20,8 km,  1180 m Aufstieg, 980 m Abstieg
  3. Wilder Kaiser – Gaudeamushütte – 5 km, 600 m Aufstieg, 920 m Abstieg
  4. Gaudeamushütte – Krimmler Tauernhaus – 10,6 km, 580 m Aufstieg, 44 m Abstieg
  5. Krimmler Tauernhaus – Kasern – 18,1 km, 1522 m Aufstieg, 1546 m Abstieg
  6. Kasern – Rein in Taufers – 22,4 km, 1378 m Aufstieg, 1393 m Abstieg
  7. Rein in Taufers – Riesenfernerhütte – 9,6 km, 1730 m Aufstieg, 518 m Abstieg
  8. Riesenfernerhütte – Antholz – 5,3 km, 7m Aufstieg, 1384 m Abstieg
  9. Antholz – St. Martin im Gsiesertal – 15,9 km, 1081 m Aufstieg, 1228 m Abstieg
  10. St. Martin – Drei Schuster Hütte – 18 km, 752 m, Aufstieg, 430 m Abstieg
  11. Drei Schuster Hütte – Drei Zinnen – 14,1 km ,901 m Aufstieg, 1124 m Abstieg

Tag 1. Kampenwand –  Geigelstein

Die Kampenwand ist mit seinem bizarren Gipfelgrat weithin sichtbar. Der 1669 m hohe Berggipfel liegt in den Chiemgauer Alpen und wird vom größten Gipfelkreuz in den Bayerischen Alpen verziert. Ein Pfad führt bergab zum Dalsen-Sattel und wieder bergauf zu Rossalm mit Einkehrmöglichkeit. Nun geht es noch ein Stück hoch, um über einen weiteren Abstieg entlang einer Bergstrasse die Priener Hütte zu erreichen. Bei gutem Wetter lohnt sich der kurze Aufstieg auf den Gipfel des Geigelstein, welcher mit seinen 1808 m als der Blumenberg des Chiemgaus bezeichnet wird.

Abstieg zur Priener Hütte

Tag 2. Geigelstein –  Wilder Kaiser

Wir steigen ab zum Walchsee, versorgen uns im Supermarkt für die nächsten zwei Tage und springen kurz in das türkise Wasser. Ein langer und zäher Aufstieg über die Habersaualm hoch zum Stripsenjochhaus liegt vor uns. Die Berghütte wurde bereits 1902 errichtet und bietet sowohl Doppelbettzimmer als auch günstige Matratzenlager. Sie wird überwiegend wegen der unglaublichen Vielzahl an Kletterrouten besucht. Aber schon alleine der Anblick des direkt vor uns liegenden Wilden Kaisers lohnt den Besuch.

Aufstieg Stripsenjoch

Tag 3. Wilder Kaiser – Gaudeamushütte

Geplant war es den einfachen Klettersteig hoch zum Elmauer Tor zu gehen. Wegen Schlechtwetter stiegen wir aber ab nach Griesenau, um mit dem Bus nach Going zu gelangen. Von dort stiegen wir wieder hoch zur Gaudeamushütte. Toller Komfort, super Essen und irre freundliche Hüttenwirte machen diese Unterkunft zu einem Hit der ganzen Tour.

Wilder Kaiser

Tag 4. Gaudeamushütte – Krimmler Tauernhaus

Mit dem Bus schummelten wir uns bis nach Krimmel. Die spektakulären Wasserfälle dürfen nur gegen Eintritt besucht werden. Der Pfad steigt in Serpentinen hoch, mit vielen Fotostopps auf den tosenden Fall. Der Weg mündet in eine Bergstraße, welche sich ewig weit zum Krimmler Tauernhaus zieht. Landschafltich ist die Strecke jedoch großartig und lässt die Zeit rasch vergehen. Alternativ kann man für eine kleine Gebühr mit dem Shuttlebus zu Hütte gelangen. Hütte ist dabei ein wenig untertrieben. Die Luxusanlage ist ein Traum inmitten der Berge. Keiner wollte am nächsten Tag weg.

Krimmler Wasserfälle

Tag 5. Krimmler Tauernhaus – Kasern

Wir steigen das Windbachtal hoch, eine tolle Alpenflora bedeckt die ansonsten kahlen Berghänge. Selbst im Juli liegt am Pass noch jede Menge Schnee. Wer die Sonnencreme vergisst wird dies noch tagelang büßen. Witzig ist der Getränkestopp unterwegs, man bedient sich nach Herzenslust und hinterlegt das Geld in einer Truhe. Keine Bedienung aber viel Vertrauen. Wir verlassen den Nationalpark Hohe Tauern aber auch Österreich und steigen ab in das Ahrntal in Südtirol. In den kleinen Orten Kasern und Prettau gibt es kleine Lebensmittelläden und Unterkünfte.

Nationalpark Hohe Tauern

Tag 6. Kasern – Rein in Taufers

Steil führt der Weg hoch zur Weißen Wand, welche sich mit dem hellen Kalkstein stark vom umliegenden Gneis und Granit abhebt. Ein Muss ist der Kaiserschmarrn auf der Durra Alm. Nun ist es nur mehr ein Katzensprung bis nach Rein in Taufers.

Aufstieg zur Weißen Wand

Tag 7. Rein in Taufers – Riesenfernerhütte

Wer denkt es kann nicht mehr besser werden, irrt. Der Aufstieg zur Riesenfernerhütte ist zugegebenermaßen nicht ohne, liegt diese doch auf 2798 m. Die Vegetation ist mehr als karg und der Wind pfeift uns was. Kurz vor der Hütte befinden sich noch die Reste eines Gletschers. Hier fand 1994 der Hüttenwirt Gottfried Leitgeb Gewebereste aus der Hallstattzeit, den sogenannten Riesenfernerfund. Ambitionierte steigen noch hoch zur Geltalspitze auf 3126 m.

Riesenfernerhütte

Tag 8.  Riesenfernerhütte – Antholz

Über 1000 Treppen sollst Du gehen, das passt zum heutigen Tag. Spektakulär steigen wir ab nach Antholz. Anfangs noch im alpinen Gelände genießen wir schon bald dichte Wälder, romantische Bergwiesen und gluckernde Bäche. Den freien Nachmittag brauchen wir, um uns ein wenig von den Strapazen der letzten Tage zu erholen.

1000 Treppen

Tag 9. Antholz – St. Martin im Gsiesertal

Es geht hoch zur Grüblerscharte mit der lohnenswerten Möglichkeit einen Abstecher zu den Ochsenfelder Seen zu unternehmen. Wir kehren wieder zurück zur Scharte und stiegen dann ab, vorbei an der Ochsenfelderalm, bis nach St. Martin.

Ochsenfeldalm

Tag 10. St. Martin – Drei Schuster Hütte

Die Strecke von St. Martin nach Toblach führt durch Wald, nur kurz erblickt man dabei die Dolomiten. St. Martin wird von uns als Capuccino – Tankstelle genutzt, vollgedankt schafften wir es gerade noch in den Bus den wir bis zum Innerfeldtal nutzten. Von hier ist es nur mehr ein kurzer Aufstieg bis zur Drei Schuster Hütte. Die Hütte sollte schon lange im Vorfeld gebucht werden, wegen seiner Lage aber auch dem tollen Service ist diese sehr beliebt.

Abmarsch Dreischusterhütte

Tag 11. Drei Schuster Hütte – Drei Zinnen

Alles hat ein Ende, leider auch die Alpenüberquerung. Dieses Ende ist aber echt fantastisch, ein mehr als würdiger Abschluss. Der steinige Pfad führt hoch zur Dreizinnenhütte. Gegenüber ragt das Frankfurter Würstel, eine bizarre Steinsäule in die Luft. Unterwegs gilt es einen leichten Klettersteig zu überwinden. Von den Ausblicken brauchen wir erst gar nicht sprechen, das muss man einfach gesehen haben, sonst glaubt das ohnehin keiner. Es folgt noch ein langer Abstieg zum Hotel Dreizinnenblick. Hier nehmen wir den Bus retour in unser kleines Paradies am Chiemsee.

Drei Zinnen

Ausrüstung

  • Lange Hose
  • Kurze Hose
  • Funktionshemd lang
  • Funktionshemd kurz
  • Unterwäsche
  • Trekkingsocken
  • Hüttenschuhe
  • Fleecejacke
  • Regenjacke
  • Regenhose
  • Waschzeug
  • Handtuch
  • Sonnenschutz
  • Mütze
  • Dünne Handschuhe
  • Brotzeitbox, Taschenmesser, Trinkflasche
  • Hüttenschlafsack
  • Erste Hilfe Set
  • Ausweis
  • Bergschuhe
  • Wanderstöcke