
Reisen und wandern in Afrika – das Ruwenzori Gebirge
Trekking und Besteigung des 5109 m hohen Margherita Peak
Der Kilimanjaro gilt als Synonym für Bergtouren in Afrika. Vom Ruwenzori Gebirge mag man zwar auch schon mal gehört haben aber da er nicht zu den 7 Summits zählt, wird er eher selten besucht. Genau aus diesem Grund geistert der Wunsch diesen exotischen Berg mal unter die Füße zu nehmen schon seit vielen Jahren in unseren Köpfen.
Das Ruwenzori Gebirge stellt mit der 5109 m hohen Margheritaspitze sowohl die höchste Erhebung vom Kongo als auch von Uganda dar. Die Grenze verläuft quer über den Gipfelbereich. Mit je einem Bein standen wir am Gipfel in zwei Länder. Nach dem 5895 m hohen Kilimandscharo und dem 5199 m hohen Mount Kenya ist es der dritthöchste Berg Afrikas, dazu die einzige hohe Erhebung des Kontinentes, die nicht vulkanischen Ursprungs ist.
Mit 320 Regentagen wundert es kaum, dass der Gipfel nicht gerade überlaufen ist. Dazu kommt noch der recht schwierige Gipfelaufstieg bei der Sicherungstechnik und der Umgang mit Steigeisen Voraussetzung sind. Der Ruwenzori ist von den großen Bergen Afrikas sicherlich die anspruchsvollste Wahl. Die verschiedenen Gipfel des Gebirges sind auch als Mondberge bekannt. Die Namensgebung rührt eventuell daher, dass es gerade in der Nacht oft aufklart und die Gletscher das Mondlicht reflektieren. Tagsüber versteckt sich der Berg üblicherweise in Wolken. So bedeutet die Übersetzung auch etwa so viel wie Wolkenkönig oder Regenmacher.
Anreise
Wir starteten unsere Reise zum Ruwenzori mit Brussels Airlines und landeten echt gespannt am Flughafen Entebbe, nicht allzu weit entfernt von der Hauptstadt Kampala. Am Flughafen wurden wir von der Vertretung des Reiseveranstalter Wigwam Reisen empfangen und in das nahe liegende Hotel Karibu gebracht. Schon ging es los mit den ersten Fotos, ein Schuhschnabel landete im Garten und Nektarvögel naschten an den Blüten. Das erste Bier wurde fällig, vielleicht sind es dann auch mehrere geworden. Auf alle Fälle schmeckt das Club Bier am besten. Eine laue Nacht am Äquator unter dem Moskitonetz, die würzige Luft der Tropen und eine exotische Geräuschkulisse als musikalische Untermalung – wir sind angekommen.
In erster Linie sind wir Trekker und Bergsteiger, alle anderen Interessen stellen sich brav hinten an. Dachten wir zumindest aber keiner hat damit gerechnet schon während der Anfahrt zum Berg mit Elefanten, Zebras, Antilopen oder Büffel überrascht zu werden. Als Sahnehäubchen verbrachten wir dann noch einen tollen Abend mit Sonnenuntergang auf der Terasse der Marafiki Safari Lodge . Den Sundowner in der Hand und Blick auf die untergehende Sonne über dem Riftvalley, so kann es weiter gehen.
- Ruwenzori Trekking
Ruwenzori Trekking
Tags darauf ging es weiter, ab nun im Schritttempo. Im Büro der örtlichen Agentur erledigten wir zuerst die Formalitäten und teilten bei nur fünf Teilnehmer das Gepäck auf sage und schreiben 23 Träger auf. Unser Guide Uziah führt seit über 20 Jahren Touren auf den Berg, von eher kleiner Statur war er nicht klein zu kriegen. Es gibt zwei Routen auf den Ruwenzori, den Central Circuit und den Kilembe Trek. Beide werden von verschiedenen Agenturen exklusiv betrieben. Wir entschieden uns auf Anraten von Helmut Büttner von Whistling Duck Tours, der ugandischen Vertretung von Wigwam Reisen, für die Kilembe Route. Hauptargument waren die angeblich besseren und vor allem beheizten Hütten der Agentur „Ruwenzori Trekking Service“ Unterwegs konnten wir auch zwei Hütten auf dem Central Circuit ansehen und waren froh über unsere Entscheidung.
Das Gebiet vor dem Nationalpark wird von den Bantus landwirtschaftlich genutzt. Man kommt aus dem Staunen nicht raus. Alles wirkt ein wenig unwirklich, wie ein Streifzug durch eine Fernsehdoku, nur sind wir diesmal mitten drinn. Kinderscharen die freundlich winken, Frauen balancieren die unglaublichsten Dinge auf ihren Köpfen und Männer vergnügt am tratschen.
Am Parkeingang müssen wir uns nochmals registrieren. Die Prozedur ist aber kurzweilig, da sich in der umliegenden Vegetation Chamäeleons vor uns verstecken. Wie kleine Kinder waren wir am Suchen, gingen aber leider leer aus. Am Rückweg überlisteten wir hier die putzigen Tierchen, indem wir dem Träger ein paar Gummistiefel versprachen, der als erster ein Prachtexemplar entdeckt. Ruck zuck, schon hatten wir welche vor der Linse.
Der untere Vegetationsgürtel des Gebirges wird durch Bambuswälder geprägt, diese gehen abrupt über in dichtem Bergregenwald. Dieser steigert sich mit zunehmender Höhe zu unglaublichem Lobelien- und Senezienwald. Kein Tag, kein Moment vergeht ohne zu staunen. Wanderschuhe kommen dabei kaum zum Einsatz, gute Gummistiefel sind gefragt. Ich kann nur raten wirklich gute von zu Hause mitzunehmen. Es geht zwar auch mit den lokalen Batastiefeln aber angenehm ist was Anderes. Die Füße leiden unter dem anstrengendem Geschmatze der Sohlen im tiefen Schlamm. Mit jedem Schritt ziehen wir die Füße aus dem Matsch, bei billigen Schuhen passiert es leicht, dass der Schuh dabei zurückbleibt.
Die Hütten sind durchwegs komfortabel, was natürlich eine relative Aussage ist. Die Matratzen sind gut und der Essraum meist mit einem Holzofen versehen. Unser Team legt sich auch mit der Zubereitung der Speisen ins Zeug. Wichtig neben dem Geschmack ist natürlich die Magenverträglichkeit, damit gab bei uns die ganze Tour über fast keine Probleme. Wir hatten sicherheitshalber einen Wasserfilter mit. Geschmacklich ist das Wasser ohnehin nicht der große Genuss. Wegen der leicht bräunlichen Wasserfarbe dachten wir anfangs sogar es sei Tee.
Wir hatten dann Glück, der Regen hörte nach einigen Tagen komplett auf. Ab nun schneite es meist. Klingt jetzt mal nicht so gut aber landschaftlich gibt es nichts Krasseres als Schnee in Afrika und das noch auf tropischen Lobelienblättern und Senezienbäumen. So schnauften wir uns hoch bis zum letzten Camp, der Margeritha Hüttte auf 4485 m.
Der Gipfeltag
Der sechste Tag am Berg sollte uns auf den Gipfel bringen. Um es gleich mal vorweg zu nehmen, wir hatten uns den anders vorgestellt, leichter. Über schlechtes Wetter reden nur Touristen, echte Trekker schweigen und genießen. Bei uns war das Wetter Dauerthema. Gegen drei Uhr morgens stiegen wir auf, bald darauf setzte leichter Schneefall ein und das sollte für den heutigen Tag auch nicht mehr enden. Die erste Gletscherquerung über den Stanleygletscher war ein leichtes. Die zweite Querung über den Margheritagletscher hatte hingegen gut 50 ° Steigung und viele Spalten. Das Kopfkino spielte uns die tollsten Filme vor, alle endeten dabei irgendwie tragisch. Total futuristisch die Seracs, vom Wind geformt hingen sie über unseren Köpfen. Oberhalb noch ein Fixseil, nochmals kräftig schnaufen und schon standen wir ab Dach Ugandas. Da die Grenze über den Gipfel verläuft standen wir mit einer Grätsche in zwei Länder. Gesehen haben wir am Gipfel vor allem tollen Nebel aber auch schöne Schneeflocken. Als Beweis für spätere Generationen fotografierten wir uns neben dem Schild mit Höhenangabe. Der Abstieg war echt nicht ohne, eine dünne Schneeschicht lag auf den glatten Steinplatten. An mehreren Stellen seilten wir uns ab, einmal setzten wir sicherheitshalber Eisschrauben. Nach fast 10 h hatte der Tag sein Ende und wurde mit einer Flasche Sekt begossen.
Rückweg
Wir teilten uns in zwei Fraktionen auf, eine wollte so schnell wie möglich runter und die andere noch schneller. Es sollte aber noch eine dreitägige Genusstour werden. Das Wetter war wie es war, halt feucht und regnerisch, unsere Laune hat sich diesen Gegebenheiten leicht angepasst. Aber wie heißt es so schön: Wenn Du denkst es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Zu uns kamen bunte Ruwenzori Turakos, ein Schwarzstirnducker stand seelenruhig neben dem Weg und guckte uns neugierig zu, Colobusaffen turnten über unseren Köpfen und ein Haufen Leopardenkacke lag mitten auf dem Weg. Ja, man kann sagen es ging uns gut. Als ich dann noch ein Chamäelon vor der Linse hatte wurden wir schon fast euphorisch.
Dieser Zustand ist bis heute nicht weg. Ich sitze jetzt ein paar Wochen darauf im Trockenen, denke zurück an das ulkige Chamäleon auf meiner Hand, den Regentropfen die von meiner Nasenspitze der Schwerkraft folgten, den tollen Weggefährten mit denen ich wertvolle Lebenszeit teilte und den Mondbergen, die ich vielleicht jetzt nicht so richtig gesehen habe aber bis heute in mir spüre.
Tja Leute, das ist Afrika, das ist der Ruwenzori. Wer Lust hat zum Nachmachen, für den haben wir die Wanderkarte mit der Route und eine ausführlich Beschreibung online gestellt, klickt mal drauf, kostet auch nichts.
Viel Spass