schönster Ort auf dem Snowman Trek
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von 3. November 2017

Bhutan – Snowmantrek


Das kleine Land am Himalaya ist bekannt wegen seinem Bruttonationalglück. Dabei wird der Wohlstand nicht am Wirtschaftswachstum sondern am Wohlbefinden seiner Einwohner definiert. Dabei hat Bhutan nur 700 000 Einwohner, in der Literatur wird  aber oft 1,2 Mio angegeben. Angeblich wendet man diesen kleinen Trick an, um von der UNO als eigenständiges Land anerkannt zu werden. Es gibt 2000 Reiseagenturen vor Ort mit satten 4000 Reiseleitern und das bei nur 100 000 Touristen pro Jahr. Für die Einreise musste im Vorfeld schon ein Visum beantragt werden und dann ging es aber auch schon los zum legendärem Snowman Trek. Dieser zählt nicht nur zu den schönsten Routen der Welt sondern vor allem zu den schwierigsten. Lange Strecken über mehrere 5000er Pässe und auf einer durchschnittlichen Höhe von 4000 m verlangt er dem Trekker einiges ab. Wir sind ja junggebliebene Wanderer, unternehmen ganzjährig Touren in alle Welt und dachten uns, so hart kann es nicht werden.

Wir täuschten uns!

Anreise

Aber beginnen wir mit der Anreise über Nepal. Vom Tribhuvan Airport in Kathmandu ist es noch eine Stunde bis zum Flughafen Paro in Bhutan. Der Blick vom Flieger aus ähnelt den Bildern von der Raumstation ISS. Der Everest, der Makalu und vor allem der unheimliche Bergblock des Kangchenjunga, man erhält einen fantastischen Blick auf die Welt der 8000er. Paro ist der einzige Flughafen in Bhutan, wir tauschen Geld ein, die Währung ist ganz einfach auszusprechen – der Ngultrun.

Die ersten Tage waren eine schöne Mischung aus Sightseeing und kurze Wanderungen, wie der Aufstieg zum Tigersnest. Wie ein Schwalbennest klebt das wichtigste Kloster Bhutans am nackten Fels. Wie auf der ganzen Reise sind dabei die bunten tibetanischen Gebetsfahnen unser ständiger Begleiter.

Diese sind meist zwischen Bäumen oder Felsen gehisst. Fünf aufeinanderfolgende Farben repräsentieren die Elemente, blau für den Himmel, Weiß für die Wolken, Rot für das Feuer, Grün für das Wasser und Gelb steht für die Erde.

Die Grüne Farbe verursachte uns aber erstmal nur Probleme. Wasser, überall Wasser, es regnete die ersten Tage durch. Die Flüsse stiegen an und das Gelbe Element kam ins rutschen. Die Hänge glitten hinunter und dicke Felsbrocken blockierten die Strassen. Unsere Anreise mit dem 4×4 zum Trek wurde so zu unserer ersten Trekkingetappe. Knöchel- bis knietief wateten wir auf der Piste durch Matsch und Geröll, stundelang. Auf dem Hosenboden rutschten wir die Hänge hinab und verloren so zwei Tage die wir auf dem Rest des Trekkings wieder wettmachen mussten. Aber dann war es soweit, wir konnten endlich starten.

Snowmantrek

Bekannt ist die Tour eigentlich wegen dem Ruf die härteste Trekkingtour der Welt zu sein. Wer sie nicht kennt hat seine Zweifel und wer sie kennt versteht wie es dazu kommt.  Nur etwa die Hälfte der Trekker erreichen ihr Ziel, die Anforderungen sind hoch und die Witterung ungewiss. Im Anbetracht der Tatsachen vergisst man aber fast die echten Werte des Treks, die unglaublichen Landschaftsbilder und seine herzliche Menschen, für welche Traditionen Alltag bedeuten. Man trifft kaum auf andere Wanderer, die Camps sind einsam und die Pässe erreichen schwindelnde Höhen. Im Vergleich zu Nepal gibt es hier keine Lodges, keine Nudelsuppe am Wegesrand und nur wenige Orte.

Unser wichtigster Mann war der Guide, sein Name Thinley. Zweiwichtigster Mann Sonam unser Koch und das Essen war durchgehend spitze. Weiters gab es noch die Ponyhirten wobei man über die Ponys selbst nicht schlecht reden kann jedoch über ihre Besitzer. Der ganze Aufwand kann nicht umgangen werden, jeder Trekker muss das gesamte Paket bei einer Agentur buchen. Diese zahlt 50 % Steuern, so wird der Snowman Trek nicht nur zum härtesten sondern auch zum teuersten Trekking der Welt.

Wir umgingen die ganze Buchungsgeschichte, Visaanträge etc. und buchten das ganze Reisepaket bei einem deutschen Veranstalter ein und sind auch rundum zufrieden damit gewesen. Hat alles perfekt geklappt.

Es begab sich nun, dass der König dieses glücklichen Volkes diese mit seiner Person beglücken wollte. Es gibt dort keine Strassen, so ritt dieser hoch nach Laya. Das war zufällig genau unsere Route. Wir dachten uns schön, so lernen wir den König kennen. Dieser blieb aber genauso wie wir mit samt seiner königlichen Würde im Matsch stecken, seine Ponys gaben wahrscheinlich den Geist auf und was machte dieser? Er konfiszierte einfach alle Ponys die er unterwegs fand. Wir nicht doof und versteckten schnell unsere Tierchen im Wald. Die Soldaten nicht blöd und fanden trotzdem die Hälfte.

So kam es das wir noch einen Tag verloren und damit verbrachten Ponys aufzutreiben. Abends erreichten wir unser Lager, dem Militärcamp und es kam wie es kommen musste, nämlich noch schlimmer. Die Gasflasche explodierte und unser Küchenzelt ging in Rauch und Asche auf. Natürlich mit dem Großteil unserer Lebensmittel.

Ich las mal, dass früher die Expeditionen Ihre Gepäcktiere verzehrten wenn es hart auf hart ging. Aber kann man Ponys essen? Ich weiß nicht wie unser Koch Sonam das gemacht hat aber wir kamen auch ohne gut über die Runden. Wahrscheinlich lag es an dem hohen Besuch der uns nächtlich beehrte. Unsere einheimischen Begleiter knieten plötzlich zu Boden und warfen sich vor einer großen Mülltüte in den Staub. Der Lama tritt ins Zelt, einer der obersten Würdenträger des buddhistischen Glaubens. Da es regnete und der alte Mann zu Fuß unterwegs war, hatte er mehrere riesige Plastikplanen als Ponchoersatz. Er bekam bei uns Essen und Unterkunft, als kleinen Dank hat er uns nicht nur gesegnet sondern auch die fünf Elemente beschworen damit das Trekking gelingt. Und es gelang.

Unsere erste Schlafhöhe auf über 4000 m durften wir in Rodophu verbringen, es regnete noch immer. Hier trafen wir die einzige weitere Gruppe der ganzen Trekkingtour. Diese blätterten für ihre Reise 8000 Euro auf den Tisch. Wie sie sich denn dabei so fühlten soviel Geld auszugeben fragte ich, kein Problem meinten sie, alles EU Abgeordnete auf Wirtschaftsreise, kleine Portokasse der EU Bürger. Brachte ihnen nur nicht viel, sie blieben auf einem der Pässe im Schnee stecken und mussten umdrehen.

In Tenchey auf 4180 befinden sich ein paar einfache Häuser, eine Gruppe Frauen begrüßen uns freundlich, wie auf der ganzen Strecke. Man trifft ja kaum auf Leute, über die wenigen freut man sich dann sogar. Bhutan ist nicht wie Nepal wo einem alle paar Kilometer kleine Restaurants und Unterkünfte zu Verfügung stehen.

Eine der Frauen zeigt uns ihren Schatz unter dem Rock. Nein- nicht was Ihr denkt. Unter dem Rock hat sie eine kleine Tüte und in der Tüte liegen ein paar braune streichholzgrosse eingetrocknete Raupen –  tibetanische Raupenpilze.

das Viagra der ChinesenDiese werden eingesammelt und nach China geschmuggelt. Ich weiß nicht ob es ein Vorurteil ist aber man hört die Chinesen essen alles, auf alle Fälle essen sie eingetrocknete tibetanische Raupenpilze. Ich weiß auch nicht ob es stimmt aber man sagt die Chinesen essen das meiste anstatt Viagra. Natürlich futtern sie diese Raupen ebenfalls dafür. Die Frau mit der Tüte unter dem Rock ist aber glücklich darüber, über die Raupen und den Chinesen. Der Kilopreis liegt in astronomischen Höhen, so wird die Raupe auch das Gold des Himalayas genannt. Unsere höchste Schlafstelle liegt auf 5019 m, dem Camp Jichu Drama. Es liegt nur etwas unterhalb des Passes Loju La auf 5114 m. Alle sind schon ein wenig ausgemergelt, unser Koch Sonam wird sicherheitshalber auch noch Höhenkrank.

Der Aufstieg auf den Tampe La Pass führt so steil auf die 4635 m, dass es die Ponys kaum mehr schafften. Es war so steil, dass sie fast rückwärts fielen. Ausgeblichte Ponyknochen zeugten von solchen Unfällen. Bei dichtem Nebel und leichten Schneefall stellten wir die Zelte auf, schön. Es war echt kalt, ein Pony wollte zu mir ins Zelt. Der nächste Morgen bescherte uns aber strahlend blauen Himmel, durch kniehohen Schnee wühlten wir uns den Hang hinunter, von weitem erkannten wir die ersten Höfe und nach gut 14 Tage erreichten wir die Strasse bei Nikka Chu auf knapp unter 3000 m. Mit dem Allradfahrzeug geht es nun über Ponakha zurück in die Hauptstadt Thimpu. Diese besitzt übrigens nicht eine einzige Strassenampel.

Zum Abschluss gab es noch eine Überraschung. Wir hatten einen Schlemmerabend mit zünftiger Musik, eine ganze Musikgruppe spielte und tanzte für uns auf. Da stand doch ein Radfahrer, guckte interessiert über den Zaun und freute sich mit. Thinley unser Guide lud ihn zu uns ein. Dieser bedankte sich freundlich wollte aber seine Radtour fertig machen. Und so verließ der Papa des Königs, gefolgt von zwei Leibwächtern auf Mountainbikes, unser schönes abschließendes Fest.